Über mich und meine Fotografie
Im Jahre 1995 geboren und aufgewachsen im Geschäft meiner Großeltern, kam ich bereits in jungen Jahren mit Fotografien und Malereien der Eifel in Kontakt. Früh interessierte ich mich für jene Art darstellender Kunst, die den Betrachter gedanklich in eine Szene hineinzieht und diese dadurch erlebbar macht. Davon inspiriert, wollte ich unbedingt selbst die vielfältigen Eindrücke unserer Landschaft fotografisch festhalten, musste jedoch schnell erkennen, dass selbst die eindrucksvollsten Stimmungen durch einfaches ,,Draufhalten und Ablichten“ selten zufriedenstellend wiedergegeben werden konnten. Ich versuchte, mich dabei stets an den Aufnahmen meines Großvaters Paul zu orientieren. Von ihm erhielt ich auf unseren zahlreichen Touren immer viele wertvolle Tipps zur Bildgestaltung sowie beim Vergleichen der Aufnahmen im Nachhinein, sodass sich bald erste Erfolge einstellen konnten. Bis zuletzt ließ er mich auf Fototouren noch oft meine eigene Motivwahl überdenken.
Würde ich gefragt werden, nach welchen Regeln ich ein Bild gestalte, müsste ich zugeben, dass ich mich während des Fotografierens von Landschaften inzwischen ausschließlich auf mein Gefühl verlasse – und dieser Definition kann weder eine ,,Drittel-Regel“ noch ein goldener Schnitt et cetera genügen. Diese Regeln mögen langweiligen Motiven zu etwas mehr Harmonie verhelfen können, Charakterbilder entstehen so jedoch nicht. Vielmehr geht es mir in der gezielten Motivwahl um meine Wahrnehmung. Bin ich von einer Landschaft ergriffen, dann wohl kaum, weil sich der Horizont gerade auf einem Drittel meiner Sehfeldhöhe befindet, sondern weil ich mich eher vor lauter Eindrücke nicht sattsehen kann, während meine Augen zwischen den einzelnen Elementen, die zum Gesamteindruck beitragen, hin und her springen. Da eine Fotografie immer nur einen Ausschnitt des Gesehenen zeigen kann, besteht für mich die Kunst darin, die wichtigsten Elemente in dem gewählten Ausschnitt so anzuordnen, dass das Auge auch im fertigen Bild wieder unersättlich wandern kann, ohne dabei herauszufallen. Aus den Bildergebnissen lassen sich natürlich einige Regelmäßigkeiten ableiten, aus denen Tipps formuliert werden können, wie zum Beispiel nach Möglichkeit zu vermeiden, das Hauptmotiv plump in der Mitte zu platzieren. Die bewusste Entwicklung eines ,,eigenen Stils“ verweigere ich dennoch, da dieser vor allem im Jargon der sozialen Medien anzutreffen ist und meines Erachtens vordergründig auf Selbstinszenierung abzielt. In erster Linie möchte ich jedoch möglichst meinen Eindruck vor Ort konservieren. Doch was wäre, wenn man das Erlebte zwar immer bewusster wahrnimmt, aber an der technischen Umsetzung scheiterte?
Als ich mir im April 2016 meine erste Spiegelreflexkamera kaufte, wollte ich recht schnell den Automatikmodus meiner früheren Kompaktkameras hinter mir lassen und begann, mich intensiv mit den Kameraeinstellungsmöglichkeiten (allen voran ISO, Blende und Verschlusszeit) auseinanderzusetzen. Etwa ein halbes Jahr später kam die digitale Bildbearbeitung hinzu, nachdem ich anfing, zunehmend mit dem RAW-Format zu arbeiten, um die Fotografien im Nachgang digital zu entwickeln. So befinde ich mich seitdem in einem andauernden Lernprozess zu Aufnahmetechniken und digitaler Entwicklung, um einen möglichst großen Einfluss auf das fertige Bildergebnis zu haben. Mein Ziel ist dabei, die zuvor angesprochene Wahrnehmung möglichst genau wiederzugeben.
Zu den Anfangszeiten meines Lernens beherrschte mich noch der naive Anspruch, mich erst dann als Fotograf bezeichnen zu wollen, wenn ich die Kunst derart gemeistert habe, dass ich losziehe, um eine einzige Aufnahme von einer bestimmten Szene zu machen, die dann aber auch direkt zu sitzen hat. Inzwischen bin ich von diesem Gedanken längst abgekehrt, denn neben der Kameratechnik, die sich meistern beziehungsweise präzise berechenbar einsetzen lässt, gibt es noch eine weitere wichtige Komponente, die das Bild bestimmt. Sie ist sogar die eigentliche, aber nunmal auch die unberechenbare Komponente: Die Natur beziehungsweise das Dargestellte selbst. Was ein Maler mit der Lichtregie in seinem Gemälde bewirken kann, kann von einem Fotografen oftmals nur mit langem Ausharren an Ort und Stelle umgesetzt werden, indem er auf besondere Lichtmomente wartet. Wegen dieser Veränderlichkeit, die sich mit jedem Windstoß, jedem Wolkenzug zeigt, existiert in der Landschaftsfotografie zudem auch kein perfekter Aufnahmewinkel an einem bestimmten Ort für alle Situationen. Aus diesem Grund nutze ich trotz aller physikalischen Vorteile in den mit Abstand allermeisten Fällen auch kein Stativ und würde meine Fotografie als ,,dynamisch“ bezeichnen. Das bedeutet, ich fertige oftmals innerhalb von einer Stunde oder mehr mitunter 50-60 Fotografien von einer einzelnen Szene an und entscheide mich später für die beste, da oftmals kleinste Unterschiede bedeutende Auswirkungen haben. In der Entwicklung retuschiere ich dann störende Bildelemente wie reflektierende Wanderplaketten an Bäumen, Straßenschilder oder Kondenzstreifen, präpariere wichtige Details heraus, nehme nötigenfalls farbliche Feinabstimmungen vor und wirke überhöhten oder zu geringen Kontrasten entgegen.
Solange die Kameratechnik nicht dem Niveau unserer Lichtwahrnehmung entspricht, ist so etwas wie die ,,richtige Belichtung“ ohnehin gar nicht möglich. Und selbst wenn dies einmal möglich ist, so ist der Bereich, dem wir in einem Augenblick Aufmerksamkeit schenken können, recht punktuell und lässt sich fotografisch nicht umsetzen. Hinzukommt, dass bereits die kameraseitige Software spürbar in das Bildergebnis eingreifen kann und je nach gewähltem Modus zum Beispiel Farbtöne enorm verändert. Verglichen mit der Realität ist eine Fotografie also stets ein Kompromiss aus einer Vielzahl an Darstellungsfehlern, die es zugunsten des fertigen Bildes zu wenden gilt. Der oftmals missbilligend klingenden Frage nach der Bildbearbeitung würde ich also mit dem Argument der maximalen Kontrolle durch die Entwicklung von RAW-Dateien entgegnen. Für eine authentische Wiedergabe ist in meinen Augen ein sorgfältiges Nachbearbeiten unerlässlich. Und darum geht es mir im Wesentlichen: Um authentische fotografische Werke, die meine Eifelwahrnehmung repräsentieren.
Besonders wünsche ich mir über diese Leidenschaft hinaus, mit meiner Arbeit unsere Region auch jenseits ihrer Grenzen attraktiv zu machen und Menschen generell der Natur ein Stück näherzubringen.